Bist du auch so eine „Liebe, Nette, Freundliche“? Dann kennst du bestimmt eine der folgenden Situationen.
Irgendetwas geht schief und im Gespräch entschuldigst du dich dafür - obwohl du eigentlich gar nichts dafür kannst. In einer anderen Situation lächelst du verlegen, obwohl du genau genommen lieber etwas ganz anderes machen würdest - deine Meinung sagen, wütend werden oder schlicht und einfach den Schauplatz verlassen. Oder vielleicht ist es dir auch schonmal passiert, dass du in irgendeiner Situation dachtest:
Was mache ich hier eigentlich? Bin ich im falschen Film?
Falls du dich beim Lesen hier und da wieder erkannt hast, bist du vermutlich auch eine Herzdame, deren Verhalten häufig mit „lieb und nett“ beschrieben werden kann.
Lies im Folgenden, warum „lieb und nett“ gestern war und erfahre 7 Regeln, wie du selbstbestimmt und dennoch freundlich dein eigenes Ding machst.
Der Weg zur selbstbestimmten Frau
Bis zu meinem 30. Lebensjahr passte ich selbst ganz gut in die Kategorie „lieb und nett“. Eine Kollegin sagte damals, ich hätte ja immer für alles und jeden Verständnis. Es stimmte, es machte mir Freude, mich in andere Menschen einzufühlen, und ich half gerne. Konflikten ging ich eher aus dem Weg und bevor ich sagte, dass mich etwas stört, musste sich wirklich schon ganz schön viel angesammelt haben. Ich weiß wirklich, wie es sich anfühlt, lieb, nett und brav zu sein und manchmal - ich empfand das fast als Beleidigung - beschrieben mich Leute mit den Worten „das ist ja ne ganz Liebe“.
Falls es dir auch so geht, dann bist du in guter Gesellschaft - viele Frauen fühlen sich so. Aus biologischer Sicht ist das ja auch verständlich und begründbar. Wir Frauen sind als Nesthüterin nicht nur verantwortlich für den Nachwuchs, sondern generell für gute Bindungen und Beziehungen. Das sicherte evolutionär gesehen unser Überleben und das unserer Kinder. Kein Wunder also, dass wir uns freundlich, bemüht und nett im sozialen Miteinander verhalten, das ist einfach unsere Biologie!
Das Tor zur inneren Freiheit
Persönliches Wachstum geschieht, wenn wir die gegenteiligen Aspekte dessen integrieren, was wir nach außen tragen. Du kannst dir schon denken, was das in diesem Fall bedeutet? Wütend, rebellisch, stark, durchsetzungsfähig, eigenwillig, unabhängig, biestig, dominant zu sein u.v.m.
Wenn wir uns erlauben, auch diese Eigenschaften zu leben, befreien wir uns aus alten Abhängigkeiten. Es bedeutet „emotionales Erwachsenwerden“. Aber wie kommt man dahin?
Ich glaube nicht, dass es für diesen Prozess Regeln gibt. Bei den einen passiert es früher, bei den anderen später, bei manchen nie. Jeder Mensch entwickelt sich in seinem eigenen Tempo durch seine persönlichen Erfahrungen und Beziehungen. Auf jeden Fall schenkt innere Arbeit - die Beschäftigung mit persönlichen Prägungen und Mustern - eine Chance, so richtig in die eigene Kraft zu kommen.
Sei es dir wert, persönlich zu wachsen und deine eigenen Vorstellungen vom Leben zu verwirklichen. Das ist viel erfüllender und authentischer als nur lieb und nett zu sein, zu tun, was „man“ tut und von außen erwartet wird. Und ein ganz wesentliches Gefühl auf dem Weg in die innere Freiheit heißt Wut.
7 Regeln für smarte Frauen mit großem Herz
1.) Entdecke deine Wut
Wut ist der Schlüssel zur Freiheit für alle lieben, netten Frauen mit Herz. Du brauchst keine Angst davor zu haben, ganz im Gegenteil! Angemessen ausgedrückte Wut stellt dein inneres Gleichgewicht wieder her, wenn du es verloren haben solltest. Gesunde Wut ist kraftvoll und Zeichen deiner Größe, denn wenn du sie würdigst, steigst du aus Abhängigkeiten aus und nimmst dich selbst ernst - bist liebevoll zu dir selbst, statt nur lieb und nett zu anderen.
2.) Ressourcen und Selbstwert stärken
Frauen mit Herz sind oft besser für andere da als für sich selbst. Deshalb ist es ganz wichtig, dass du weißt, spürst und förderst, was dir selbst den Rücken stärkt. Was sind deine Ressourcen im Leben? Was lässt dich entspannen, gut fühlen, strahlen? Gönn dir jeden Tag etwas davon :-) Wenn du gut zu dir bist, steigt dein Selbstwert, einfach weil du dir und dem Leben zeigst, dass du es dir wert bist.
Mehr Tipps erfährst du in meinem Buch „Selbstliebe macht stark“.
3.) Hör auf, dich zu entschuldigen und zu erklären
Das tun nette Frauen sehr häufig. Warum eigentlich? Ich glaube, um den Kontakt zum Gegenüber zu halten und zu stärken, wenn sie eine negative Reaktion befürchten. In den meisten Fällen brauchst dich gar nicht zu entschuldigen und zu erklären. Sag einfach nein, wenn du nein fühlst. Punkt. Spüre, was in dir geschieht und wenn da Unsicherheit ist, halte sie aus. Lächle auch nicht, wenn dir nicht danach ist
4.) Setze Grenzen
Herzmenschen sind meist nicht so gut darin, klare Grenzen zu setzen. Sie fühlen manchmal sogar besser, was in anderen vorgeht als in sich selbst und glauben, für ihre Mitmenschen da sein zu müssen, selbst wenn das über ihre eigenen Grenzen geht. Wahrhaft glücklich und gebend kann man aber nur sein, wenn man gut mit sich selbst verbunden ist und die eigenen Grenzen kennt. Spüre, was in deinem Körper passiert, wenn du das Bedürfnis hast, Grenzen zu setzen, und folge deinen Impulsen. Übe zu Hause in Ruhe solche Situationen, vielleicht auch mit deiner Freundin, indem du Theater spielst. Fühle dabei deine Kraft im Bauch. Wenn du im Kontakt mit deinen Gefühlen bist, spüren dich auch andere. Mehr Tipps zum Thema Grenzen findest du in diesem Artikel.
5.) Sei präsent
Frauen mit Herz sind meist sensibel und einfühlsam, vielleicht sogar hochsensibel. Das heißt, du nimmst auf allen Ebenen sehr genau wahr, was um dich herum geschieht, bist empfindlich für Reize, Eindrücke, Gefühle und Schwingungen in deiner Umgebung. Neben klaren Grenzen ist es für dich wichtig, präsent im Hier und jetzt zu sein. Stelle dafür immer bewusst deine Füße fest und flächig auf den Boden (hochhackige Schuhe sind dafür nicht so geeignet :-)). Das erdet dich und lässt dich spüren, was im Moment gerade wichtig ist.
6.) Spüre deine Bedürfnisse und Träume und folge ihnen
Kennst du deine inneren Bedürfnisse und Träume, die tiefe Sehnsucht deiner Seele? Mach dich auf, sie zu entdecken und umzusetzen. Dein Glück und deine Freude werden wachsen, wenn du deiner inneren Stimme folgst, die dich jederzeit führen möchte, wenn du sie ernst nimmst.
6.) „Wild und frei" als neues Motto
Mal ehrlich - “Wild und frei“ als Lebensmotto klingt doch viel spannender als „lieb und nett“…und heißt nicht, dass du plötzlich aus deinem Alltag ausbrechen musst. Aber Freiheit und Lebensfreude beginnen in deinem Inneren. Und je mehr du dich abseits der lieben auch auf deine innere wilde Seite einlässt, desto lebendiger wirst du dich fühlen.
Dabei wünsche ich dir ganz viel Freude!
Deine
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Bärbel (Mittwoch, 09 November 2016 15:10)
Danke für diesen Text und die Tipps. Das schien mir wie ein Zeichen, ich kenne das Problem so gut. Für alle Menschen in meinem Umfeld, in meiner Ehe und für meine Familie bin ich viel zu lange die "Liebe" gewesen, mit der man es ja machen kann. Und ärgere mich darüber und knirsche nachts mit den Zähnen, weil ich das ändern will, aber nicht weiß wie. Ich träume von mehr Freiheit, auch mit 50 Jahren. Und würde gerne andere treffen, denen das auch so geht.
Carla (Montag, 14 November 2016 09:56)
Liebe Bärbel, danke für deine Offenheit. Ich glaube ganz sicher, dass es viele Frauen in deinem Alter gibt, denen es so geht wie dir. Besonders als Mutter einer Familie, die sich gut um deren Bedürfnisse kümmert, kann es passieren, dass sich alle daran gewöhnen und deine Fürsorge für selbstverständlich nehmen. Aber es ist nie zu spät und immer möglich, mehr Lebendigkeit in dein Leben zu bringen! Fang damit an, dir kleine Auszeiten zu nehmen in denen du etwas nur für dich tust. Und mach dir mal richtig Luft bei jemandem, der dir zuhört. Bestimmt findest du Gleichgesinnte, wenn du dich auf die Suche begibst. Du hast es in der Hand!
Dabei wünsche ich dir viel Erfolg!